Schlaraffen finden sich zusammen, um miteinander freudvolle Momente zu erleben. Sie dienen dabei keinem höheren Zweck. Sie sind sich selbst genug. Von vielen Schlaraffen hört man als Antwort auf die Frage, warum sie denn Schlaraffen geworden seien: "Ich wollte endlich mal etwas tun, was nicht wichtig ist. Einfach nur Freude haben."
Ein weiterer Schlaraffe lässt sich zitieren: "Was wir machen? Ach, das ist so eine Art gehobener Blödsinn". Man darf letzteres Zitat durchaus mit einem Augenzwinkern hören ...
Die Schlaraffen wurden aus dem Prager "Proletarierverein" heraus gebildet. Dieser wiederum war Folge einer Zurückweisung eines Musikers, der von einem Mitglied des Prager Künstlerclubs "Arcadia" eingeführt werden sollte - und aufgrund seiner Mittellosigkeit als "Proletarier" geschmäht und aus diesem Grunde nicht aufgenommen wurde.
Das brachte das Mitglied dieses Clubs dermaßen in Harnisch, dass er aus dem Künstlerclub austrat und mit dem genannten Musiker gemeinsam den "Proletarierverein" gründete. Dessen tieferer Sinn lag eigentlich "nur" in der Aufarbeitung dieser Schmähung, indem man die hohen Herren der "Arcadia" (und damit auch die seinerzeitige "gehobene Gesellschaft") nachäffte, sich für jede auch noch so unbedeutende "Leistung" einen Orden zuteil werden ließ und sich überhaupt hochgesellschaftlich gebärdete. Der Verein hatte regen Zulauf und bald verselbständigte sich das Spiel. Es machte offenbar Freude, das Spiel immer weiter zu verfeinern und es entstand die Schlaraffia, die sich wenige Jahre später auch "Spielregeln" ("Spiegel und Ceremoniale") gab. Während sich die erste Schlaraffia in Prag befand, entstanden bald Reyche in Berlin, Leipzig, Graz, Breslau, ... (s. auch Wikipedia-Beitrag) ...
Eine ausführliche Chronik finden Sie auf dieser Website hier
In den sechziger/siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts fand man alles, was mit Mittelalter zu tun hatte, schlicht "cool". Es war eine Art Mode. In diesem Zeitgeist lag es für die Gründungsväter Schlaraffias (bzw. zunächst des "Proletariervereins" ---> Geschichte) nahe, ihre Persiflage auf die "hohen Herren der Gesellschaft", auf die "vons und zus" (siehe oben zur Geschichte - Künstlerclub Arcadia in Prag) in ein - eben ritterliches - Spiel zu "verpacken". In den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts wurde in der Berolina auch einmal eine Japanische Variante gespielt (war zu der Zeit "in") - man kehrte aber bald zum Ritterspiel zurück.
Ein Beispiel für den praktischen Sinn, dieses ritterliche Spiel als Verpackung zu nutzen: Wir wissen aus bildhaften Überlieferungen aus dem Mittelalter, dass Untertanen eines Herrschers sich "unterwarfen", indem sie sich vor dem Herrscher "unter" (="nieder")warfen. Um Ehrerbietung zu persiflieren verbeugen sich Schlaraffen vor dem Thron in übertriebener, eben fast mittelalterlicher Weise. Man sieht, wie sehr sich das Nachspielen mittelalterlicher Sitten und Gebräuche zur ironischen Überzeichnung eignet.
Dabei sind die Regeln des schlaraffische (Ritter-)Spiels - nennen wir sie ruhig "Spielregeln" - niedergelegt in einem Werk, das "Spiegel und Ceremoniale" heißt, im vorletzten Jahrhundert erstmals niedergelegt und seither mehrfach "behutsam" fortentwickelt wurde. Diese Regeln beschreiben den äußerlichen Ablauf von Sippungen ebenso wie besondere Begebenheiten (Ritterschläge, Duelle, ...).
Oft hört man, die Schlaraffia® spiele ihr Spiel auf den drei Säulen "Freundschaft", "Kunst" und "Humor". Bevor wir uns diese Säulen näher betrachten, sei mit Rt. Navideo (209) festgestellt, dass alle drei Säulen gleich hoch sind: Weder ist die Säule der Kunst bedeutender als die beiden anderen (dann wäre Schlaraffia® ein Künstlerverein), noch ist es die der Freundschaft (dann wäre Schlaraffia® ein Stammtisch) und auch nicht die des Humors (dann wäre Schlaraffia® ein Witzverein).
Dabei erschöpft sich die Freundschaft nicht in bierseeliger Kumpanei. Es gibt aus gutem Grund ein Hilfswerk, das bedürftigen Schlaraffen in der Not helfen kann, die "blaue Kerze der Freundschaft" wird zu jeder Sippung in Brand gesetzt, einmal im Jahr wird im Rahmen einer besonderen Sippung ("Ahalla-Feier") der gen Ahall' gerittenen Sassen gedacht. Oft wird erkrankten Sassen ein richtiggehender Besuchsdienst zuteil - und vieles mehr.
Was "Kunst" ist, liegt aus gutem Grund im Auge des Betrachters. Aber die meisten Schlaraffen haben einen gewissen Sinn für das, was gemeinhin unter "Kunst" verstanden wird. Am häufigsten drückt sich das in der Musik aus, viele Schlaraffen spielen ein Instrument oder singen solistisch oder in einem Chor.
Der Humor schließlich umfasst mehr eine Lebenshaltung als den Witz im engeren Sinne. Es ist die "Leichtigkeit des Seins", die Schlaraffen zumindest während der Sippungen, aber zumeist auch darüber hinaus, auszeichnet. Diese Leichtigkeit findet ihren Ausdruck in der Art des Umgangs miteinander, der sicherlich auch durch die Kleidung (Rittermäntel und Helme) und Anwendung des Schlaraffenlateins beeinflusst wird. Nicht zuletzt bieten Fechsungen zu einem bestimmten Thema Gelegenheit, die eigene humorige Ader zum Ausdruck zu bringen.
... mit Betonung auf der zweiten Silbe. Wir stellten bereits fest: Schlaraffen sind irgendwie eigentümlich ...()
Das Wappen- und Schutztier der Schlaraffen ist der Uhu. Rt. Per-Sie-Flasch beschreibt den Uhu in seinem lesenswerten Werk "Schlaraffia von Aha bis Z" als "Symbolisch-humorvollen Inbegriff aller schlaraffischen Tugend und Weisheit, der sich bei Ergüssen der Freude als "Aha" und überall dort, wo ein den Zwecken der Schlaraffia® widerstrebendes Element zutage tritt, als "Oho" offenbart". Wobei "Aha" und "Oho" (jeweils auf der zweiten Silbe betont!) wiederum schlaraffische Begriffe sind - hach, es nimmt kein Ende. Auf jeden Fall verbeugen sich die Schlaraffen beim Betreten der Burg vor dem Uhu, den es in jeder Burg als ausgestopften Vogel, als Holz- oder Glasplastik oder in welcher Form auch immer gibt. Es gibt in Schlaraffia® Dinge, die kann man schwer erklären ...
... fliegt, wenn ein spontaner schlaraffischer Wortwechsel sich als besonders schlagfertig darstellt. Das sind die erhabensten Momente, zumeist im ersten Teil einer Sippung, an denen sich die Schlaraffen erfreuen. Da Schlaraffen erstens den "fungierenden" Oberschlaraffen (sozusagen den Versammlungsleiter) erst einmal um das Wort bitten und selbiges dann stehenderweise vortragen muss, ergibt sich allein schon äußerlich ein lustiges Bild von Aufstehen und Setzen - und die damit verstreichende Zeit kann genutzt werden, um den Worten einen letzten Schliff zu verleihen. Herrlich!
Ein Spiel mit nur einer Figur ist entweder kein Spiel oder es ist langweilig. Und es macht darüber hinaus Spaß, wenn es in einem Spiel eine „Karriereleiter“ gibt - wohl gemerkt in Anführungsstrichen, denn vereinsrechtlich hat jeder Schlaraffe von Beginn an gleiche Rechte.
Schlaraffen sind bisweilen geradezu leidenschaftliche Sammler. Sie sammeln Erinnerungen. Für jeden Eynritt erhält der Gast einen "Einkleber", der Datum und Ort, oft auch das Thema eines Sippungsabends beinhaltet und sorgsam in den Schlaraffenpass eingeklebt wird. Während für Einkleber (und oft auch Aufnäher für die Rüstung) die bloße Anwesenheit ausreicht, erhält man aus der Hand des fungierenden Oberschlaraffen Ahnen und Orden für "Leistungen". Warum schon wieder "Anführungsstriche"? Weil Schlaraffen eben spielen und nichts "leisten", gleichwohl aber als Bestandteil der Persiflage einer "ehrenwerten Gesellschaft" für z.B. eine schlagfertige Bemerkung (s. güldener Ball) z. B. einen Blitzahnen erhalten, für eine Fechsung (s. Schlaraffenlatein) oft einen Ahnen, kurzum, für "alles und jedes" ein Stück Blech an die Brust geheftet bekommen.
Während einerseits also diese Orden und Ahnen ironischer Ausdruck sind, werden sie doch andererseits oft nicht ohne Stolz getragen. Na, Schlaraffen sind bei allem Spiel eben auch nur Menschen ...